Samstag, 28. September 2019

El Pito - Ballota / Cadavedo

Heute war ein ereignisreicher Tag, der mit kühlen 13 Grad begann.

Gestern Abend, beim verifizieren der für heute vorgesehen Strecke, stellte Petra eine größere Abweichung zwischen meiner Kilometerrechnung und der des mitgeführten Pilgerführers von Raimund Joos fest. Das war durchaus denkbar, da unser Buch noch von der letzten Pilgerreise auf dem Camino del norte aus dem Jahr 2013 war und die Strecke immer kleineren Änderungen unterworfen ist, insbesondere durch zwischenzeitliche Straßenbaumaßnahmen. Ich hatte daher diesmal nicht nach dem  Pilgerführer geplant, sondern auf Basis der sehr guten spanischen Website gronze.com. Daher konnten also auch Abweichungen kommen. Da wir im Extremfall aber ca. 30  km vor uns gehabt hätten, die mit 10 kg schweren Rucksack unser Tageslimit überschritten hätten, waren Alternativen gefragt, um die Strecke zu verkürzen.

Nach dem wir abends in der nahen Bar bei einer Flasche Sidra und einem Glas Tinto einige Varianten diskutiert hatten, fragte ich den Wirt, ob am Morgen evtl. ein Bus Richtung Westen fahren würde. Er winkte ab, da Samstag sei. Griff aber dann zu seinem Smartphone und zeigte mir auf der Alsa-Seite eine Busverbindung nach Soto de Luiña. Der Bus fährt planmäßig um 8.10 Uhr an einer nahegelegenen Haltstelle ab. Wir sollen allerdings ca. 30 Minuten früher dort sein, da der Bus möglicherweise aus einer anderen Richtung käme!?

Wir sind heute Morgen natürlich zeitig an der Bushaltestelle und warten in der doch recht kühlen Morgenluft auf den Bus. Gegen 8.20 Uhr ruft uns eine ältere Dame aus dem Fenster zu, dass der Bus heute nicht fahren würde, da Samstag sei. Sie kommt anschließend im Morgenmantel dann auf die Straße, und erläutert uns das ganze noch mal mit vielen Vokabeln und meint abschließend: caminando peregrinos! Was so viel heißen soll wie: macht euch auf die Socken und geht, ihr seid doch Pilger!

Na gut, mangels echter Alternative ziehen wir also los. Im Hirn krame ich dann nochmal eine bereits gestern Abend überlegte Möglichkeit hervor. Und zwar wollten wir ursprünglich um 7 Uhr losgehen bis zur AVIA Tankstelle in etwa 3 km Entfernung, um in der angeschlossenen Bar zu frühstücken, da unser Hotel erst ab 9 Uhr Frühstück bietet. Da die Tanke ohnehin nur einige hundert Meter vom Camino entfernt liegt, steuern wie sie an.

Beim Bestellen des lang ersehnten Kaffees frage ich die Kellnerin, wie es hier mit einem Taxi aussieht und sie antwortet "kein Problem, können wir anrufen". Super, gesagt getan- also nach dem Frühstück - und schon sind wir 8 km weiter in Soto de Luiña angekommen, um uns in der Bar und mit einem letzten Kaffee zu stärken.

Inzwischen steht die Sonne hoch an Himmel und wir freuen uns über das schöne Wetter. Schließlich hat der gestrige Nieselregen mir eine Erkältung beschert, gegen die ich mich mit ein paar Mittelchen aus der Farmacia nun wehre. Temperaturen unter 20 Grad sind für mich einfach gesundheitsschädigend.

Der heutige Weg führt wieder bergauf und bergab durch schöne Landschaft und Wälder und bietet gelegentlich einen Blick auf das hörbar rauschende Meer. Das ist Genusswandern!

Unsere schon vor Monaten reservierte Unterkunft Casa Fernando in Ballota erreichen wir gegen 14 Uhr. Der Chef steht zufällig vor der Tür und meinte: leider geschlossen, heute ist Ruhetag, worauf ich antwortete, dass wir ein Zimmer für heute reserviert hätten. Er: impossible - ich doch! Ich habe eine Bestätigungsmail, sieh hier!
Ich zeige ihm auf meinem Handy seine Bestätigung und er staunte nicht schlecht, überlegte kurz und sagt: no hay problema. Er nimmt sein Handy, telefoniert gestenreich und lautstark, legt auf und sagt: kommt mit, wir fahren in das 8 km entfernte Cadavedo zu einem befreundeten Hotelier, wo wir schon 20 Minuten später und nach einer ziemlich rasanten Fahrt im Hotel Casa Roja einchecken.

Tja, auf dem Camino funktioniert meist alles problemlos, weshalb ich hier grundsätzlich sorglos unterwegs bin, irgendwer da oben passt immer auf uns auf - das ist meine feste Überzeugung!!