Freitag, 28. Juni 2019

Ulan-Ude

Ulan-Ude https://de.m.wikipedia.org/wiki/Ulan-Ude liegt in der sonnigen Republik Burjatien https://de.m.wikipedia.org/wiki/Burjatien, die zur russischen Föderation gehört. Man sieht vielen Menschen an, dass wir uns der Mongolei nähern, die nur etwa 200 km entfernt ist.  Die Burjaten sind eine mongolische Ethnie in Sibirien, die aus 11 Stämmen besteht. 

In der Stadt wohnen ca. 460.000 Menschen und durch die Landflucht wächst sie stetig und die Dörfer sterben aus.

Bis vor 20 Jahren war die Stadt in der Sowjetzeit geschlossen und konnte nicht besucht werden.

Zunächst besuchen wir die private Tempelanlage "Rinpoche Bagsha" http://yelo-rinpoche.ru/, die im Jahr 2004 mit schöner Aussicht auf die weitläufige Stadt gebaut wurde. 


16 Mönche leben hier plus etliche Mönche aus Tibet und Burjatien, die vorübergehend hier sind.


Auch in diesem Kloster gehen wir einen heiligen Kreis im Uhrzeigersinn.


Heute versorgt Elena uns mit Hintergrundinformation über die Zeit nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in den 1990er Jahren, der sog. schweren Zeit. Das muss ähnlich gewesen sein wie in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg. Auch hier gab es damals eine Währungsreform mit gravierenden negativen Auswirkungen auf die Bevölkerung.


Derzeit beträgt die monatliche Rente etwa 10.000 Rubel, was zum Leben in der Stadt durch die Mietpreise und übrigen Lebenshaltungskosten nicht ausreicht. Daher brauchen viele Rentner zusätzlich einen Job.


Um 18.50 Uhr treffen wir, wie mit Elena vereinbart, am Sowjetplatz ein deutsches Paar aus Berlin, die uns zu Madame Olga zum Abendessen führen. Die beiden haben ein Zimmer in der Wohnung von Madame Olga vom Frau Knop vermittelt bekommen.

Madame spricht französisch und serviert uns ein exquisites Menü der burjatischen Küche. Très Bien, merci beaucoup Madame Olga!


Morgen ist um 6.30 Uhr Abfahrt zum Flughafen und ein sehr eindrucksvoller und erlebnisreicher Besuch in Russland geht zu Ende und wir freuen uns auf unsere Lieben daheim.



Donnerstag, 27. Juni 2019

Lamakloster und Altgläubigendorf

Um 9 Uhr werden wir von der Reiseleiterin Elena abgeholt zu einem Ausflug zum Lamakloster Ivolginsk https://de.m.wikipedia.org/wiki/Iwolginski_Dazan.

Auf der Fahrt erklärt Elena viel zur Geschichte der Region und der lokalen Religionsgemeinschaften, u. a. dass der Buddhismus keine Religion sondern eine Philosophie sei.

Das Kloster ist eine große Anlage, die als Dorf angelegt ist, eine Vielzahl an Tempel enthält sowie eine Universität, an der der Buddhismus gelehrt wird mit den fünf Fakultäten Medizin, Astrologie, Philosophie, Tantristik und buddhistische Kunst.



Das buddhistische Kloster beheimatet den quasi lebenden Leichnam des 1927 verschiedenen Itigelow. Es handelt sich um eine Art Mumie, die nicht verwest mit Hirntätigkeit und Blutdruck. Ein Phänomen, das wissenschaftliche nicht erklärbar ist. Itigelow wird daher als Heiliger verehrt.
Es gibt eben Geheimnisse zwischen Himmel und Erde, die nicht erklärbar sind.

In einer Jurte auf dem Klostergelände ist für uns ein authentisches burjatisches Essen vorbereitet. Serviert werden eine Suppe, Buuds, Krautsalat und Tee nach einem Rezept des Lama aus grünem Tee mit Rhododendron und Milch, sehr mild und lecker.
Der Nachtisch, eine Keks, wurde nach einem alten Familienrezept der mongolischen Gastgeberin gebacken.



Anschließend fahren wir zu dem Dorf Tarbagatai (Murmeltier),  75 km östlich vom Lamakloster gelegen, in dem sogenannte Altgläubige https://de.m.wikipedia.org/wiki/Altgl%C3%A4ubige_in_Russland leben. Ab etwa 1666 trennten sich die Altgläubigen von der russischen orthodoxen Großkirche. Als sie verfolgt wurden, siedelten sie sich vor allem in den Randbereichen des russischen Imperiums an, so z. B. in Sibirien. Sie trinken grundsätzlich keinen Alkohol oder Kaffee und rauchen nicht. 

Nach unserer Ankunft besuchen wir zunächst ein Museum.
Es ist eher eine private Sammlung aller möglichen alter Gebrauchsgegenstände, die der Pastor mit seinem Sohn im Laufe der Jahre zusammen getragen hat. Darunter aber auch Mammutzähne und Schädel von Fellnashörnern.


Auf einer Empore mit weiteren Exponaten steht auch ein schlichter aus einem breiten Baum gesägter Sarg. Hintergrund ist, das hier jeder verheiratete Mann bis spätestens zum Alter von 25 Jahren einen Sarg für sich und seine Frau vorbereiten muss.

Jelena führt uns sodann in die gegenüber liegende Kirche, die voller schöner Ikonen ist.

Nach dem Mittagessen fahren wir in das Dorf Nadejeno (Hoffnung) und besuchen eine Altgläubigen-Familie.
"Gute Gäste bringen Regen mit", so begrüßte uns die Gastgeberin Dunja, nachdem wir mit traditionellem Gesang unter Begleitung einer Quetch empfangen wurden. Dabei wird frisch gebackenes Brot mit Salz gereicht.


Es regnet tatsächlich etwas und die Menschen sind sehr froh darüber, da es die letzten drei Jahre fast nicht geregnet hat und im Winter auch kein Schnee gefallen ist.


In dieser Gegend ist alles noch ursprünglich und stark von Traditionen geprägt, die nach meinem Eindruck einerseits die Menschen durch das sicherlich nicht einfache Leben tragen und Halt geben, andererseits aber auch nach unserem Verständnis sehr einengen.


Nach einer kurzen Vorstellungsrunde erzählt Dunja über das einfache Leben in Sibirien und manches erinnert mich an die Erzählungen der alten Leute in unserer Heimat. Es gibt viele Entsprechungen.


Anschließend werden wir zum Abendbrot eingeladen. Alles ist selbstverständlich selbst gemacht und im Garten selbst angebaut oder in Feld und Wald gesammelt und konserviert. Milch und Käse kommen von den eigenen Kühen.
Statt Wasserleitung hat man einen Brunnen und statt Kanalisation ein Steh-Plumpsklo.





Vor dem Abendbrot wird uns eindrucksvoll das Prozedere einer Hochzeit demonstriert unter Beteiligung von Mitreisenden. Die Mädchen müssen ab dem 17. Lebensjahr verheiratet werden. Mädchen, die mit 21 noch nicht verheiratet sind, dürfen die Kirche nicht mehr besuchen.

Der Bräutigam geht mit seinen Eltern zu den Eltern der Braut und beide Seiten Preisen gegenseitig ihre Kinder an. Wenn die Brauteltern einverstanden sind, wird im nächsten Herbst geheiratet.  Das Hochzeitsfest dauert drei Tage und folgt bestimmten Regeln. Dabei wird zwischen den beiden Elternhäusern mehrmals gewechselt.

Nach 40 Minuten Fahrt hat uns die moderne neonbeleuchtete große Stadt zurück ...


Mittwoch, 26. Juni 2019

Transsib von Irkutsk nach Ulan-Ude

Dimitri war wieder pünktlich um 8 Uhr am Hotel für den Transfer zum Bahnhof. Die große Anzeigetafel in der Eingangshalle zeigt einige Verspätung an, auch unser Zug Nr. 8 von Новосибирск nach Владивосток (Novosibirsk nach Vladiwostok) wird mit 1.30 Stunden angezeigt.


Tja, d. h. Füße platt stehen in der Bahnhofshalle.
Ich versuche auf verschiedenen Wegen, die Echtzeitdaten des Zuges herauszufinden. Google als auch die Website der russischen Bahn bringen mich nicht weiter. Also installiere ich die App der RZD, finde die Verbindung und nach wenigen Klicks auch die Echtzeitdaten des Zuges, die aktuell mit +123 Minuten angezeigt werden. Schade, das sind 30 Minuten länger als die Anzeigetafel ausweist. 

Mit zwei Stunden Verspätung kommt schließlich Zug Nr. 8 auf Gleis 3 an und nachdem die Schaffnerin die Pässe mit ihrer App abgeglichen hat, beziehen wir unser Abteil. 



Der Zug ist moderner als die bisherigen und wir sitzen bequem am großen Panoramafenster.
Schon bald werden von der Schaffnerin unsere Pässe mit ihrer Passagierliste angeglichen und eine Servicekraft verteilt Bettwäschepakete. Es bleibt kurzweilig: Die Putzfrau beginnt, den Gang und die Abteile feucht durch zu wischen, wir verziehen uns solange in den Gang.

Die Mittagszeit ist schnell erreicht und wir stärken uns, bevor wir die Betten beziehen und zur wohlverdienten Mittagsruhe begeben. Wird sind schließlich bereits um 6 Uhr aufgestanden.


Die Trasse verläuft bald schon am Ufer entlang und wir versuchen, schöne Fotos und Videos zu erhaschen, um die wunderschöne Aussicht festzuhalten.


Irgendwann lassen wir den schönen Baikalsee hinter uns und fahren in südlicher Richtung und treffen auf den großen Fluss Selenga.


In der Ferne ist dann auch schon Ulan-Ude in Sicht, aber auch dunkle Wolken und Blitze.


Die mehrspurig ausgebaute Bahnstrecke ist stark befahren und auf dem Gegengleis kommen laufend sehr lange Güterzüge entgegen, die teilweise nur 1 Minute Abstand haben.

Mit etwa einer Stunde Verspätung erreichen wir Ulan-Ude und werden mit dem Schild "Doris Reisen" von einer jungen Frau erwartet und mit dem Sprinter von Roman zu unserem Hotel gebracht.

Zum Abendessen gehen wir zu dem gegenüber liegenden Imbiss-Restaurant "Ethno" mit typischen burjatischen Speisen. Ich entscheide mich für 2 Buzzas und die leckere Suppe Banshaate shulen. 


Andere Mitreisende entscheiden sich (mal wieder) für griechischen Salat und Nudeln mit Ham and Cheese = Carbonara.