Mittwoch, 8. Juni 2016

Bergetappe!

Beim gestrigen gemeinsamen Abendessen zusammen mit einem taiwanesischen Ehepaar und den Gastgebern hatte ich nach der optimalen Route zum heutigen Zielort gefragt. Der Monsieur empfahl uns, nicht die ursprünglich vorgesehene Route zu nehmen, sondern über den Pass Col D'Aran (1654 m) auf dem Sentier du Col d'Aran nach Sarrance zu wandern. Das hätte den Vorteil, ohne Teerpiste durch schöne Berglandschaft wandern zu können. Damit die Strecke aber überhaupt für uns machbar sei, würde er uns am Morgen mit seinem Allradwagen bis zu einem Abzweig bringen, an dem wir auf den Sentier starten könnten.

Nach kurzer Beratung haben wir uns dann für den Vorschlag entschieden und waren schon etwas gespannt, ob das für uns passen würde.

Morgens dann, nach einer halben Stunde Autofahrt und zurückgelegten ~500 Höhenmetern, endete der befahrbare Weg an einem steil nach oben führenden Viehpfad auf 1289 m. Wir waren am Einstieg zum Sentier angekommen, verabschiedeten uns von unserem sehr netten und hilfsbereiten Gastgeber und genossen erst mal das Bergpanorama in strahlendem Sonnenschein - phantastisch!

Dann ging's los. Rucksäcke auf den Rücken und Schritt für Schritt hoch zum Pass auf 1630m. Das war in einer Stunde gut geschafft. Zwischendurch immer wieder Fotostopps und die Bergwelt mit kleineren Schneefeldern genießen. Wunderschön hier oben!

Nachdem wir nach einer kurzen Orientierung den Pfad ins Tal gefunden hatten, machten wir uns auf den Weg. Rechts und links die Bergrücken und Wiesen im Blick zog es sich ganz schön. Der Sentier schlängelte sich km um km runter. Gelegentlich kamen wir an kleinen Hütten der Bergbauern vorbei, aber nirgendwo eine Menschenseele zu sehen. So verging Stunde um Stunde, die Sonne brannte gnadenlos, und unsere Wasservorräte schrumpften. Nach mehr als 15 km bergab war dann die Nationalstraße endlich in Sicht, darauf schließlich weiter bis Sarrance.

In Sarrance war die Motivation nach zurückgelegten 20 km in bei allen am Tiefpunkte angelangt und wir überlegten, wie wir die verbleibenden 6 km noch schaffen könnten.

Schliesslich sprach L. den Fahrer eines vorbeifahrenden Autos an und fragte nach einem Bus oder Taxi. Dieser verneinte, merkte aber sehr wohl die Enttäuschung bei (fast) allen. Nach kurzer Überlegung fuhr er dann zurück in den gegenüberliegenden Hof, tauschte das Auto, kam wieder zu uns rüber gefahren, stoppte, hörte laute Begeisterungsrufe, lud die gesamte Bagage ins Fahrzeug und chauffierte uns nach Bedous zum Dorfplatz.

Von dort waren es nur noch wenige Meter zu unserer heutigen Unterkunft, der Maison Luard, in der uns gleich ein Dinner serviert wird.