Mittwoch, 15. Juni 2016

Seeblick im Schmetterlingsland

Nach der Morgentoilette und dem Packen des Rucksacks saßen wir um 7 Uhr draußen vor der verschlossen Tür der zur Albergue gehörenden Bar, um unser gestern Abend als Ersatz für ein Frühstück erhaltenes Picknick zu vertilgen. Leider ohne den üblichen und überaus wichtigen cafe con leche.

Gegen 7.30 Uhr ging es dann über Feldwege Richtung Yesa - Stausee. Überall in der Gegend sieht man an Häusern die Plakate "YESA NO", ebenso als Schmiererei auf Hauswänden. Als ich vor 15 Jahren auf dem Camino Aragones pilgerte, war das auch schon so. Unterschied zu heute ist allerdings, dass die plakative Ablehnung der seinerzeit geplanten Erweiterung des Stausees inzwischen keine Bedeutung mehr hat, da man die neu gefluteten Flächen deutlich erkennen konnte.

Auf der südlichen Seeseite waren große Straßenbaumasnahmen im Gange und der Camino war an verschiedenen Stellen umgeleitet. Schließlich wurden wir über die alte Landstraße hoch nach Ruesta geleitet, das wir nach 11 km gegen 9.40 Uhr erreichten.

Hier sollte neben einer Herberge auch eine Bar sein, dir wir auch schnell in den verlassen Gemäuern des ehemaligen Ortes fanden.

Die Wirtin saß gemütlich bei einem Kaffee und einer Zigarette, wirkte bei der Begrüßung aber etwas konfus. Sie konnte uns, nach dem sie gemächlich zu Ende geraucht hatte, lediglich auf die Schnelle einen Kaffee bringen, da sie erst noch ein wichtiges Dokument wegen der anstehenden Wahl vorbereiten müsse,  bevor sie uns ein Bacadillo zubereiten könne. Na gut, dann warten wir eben noch was auf die ersehnte Verpflegung.

Nach einer Stunde, wir hatten bereits mehrmals an der offenen Küchentür gerufen, ohne eine Antwort zu erhalten, kam die Señora dann wieder zum Vorschein und wirkte etwas verstört. Irgendwas hatte mit dem Internet nicht funktioniert, und sie hatte große Problemas...

Endlich konnten wir unseren Kaffee zahlen und weiterziehen, ohne Bacadillo und ohne zweiten Kaffee, die nächste Etappe mit 12 km stand an - vernünftige Verpflegung hätten wir gerade heute gut gebrauchen können, denn es warteten zunächst 6 km steil bergauf auf uns und auf der gesamten Strecke keine Einkehrmöglichkeit mehr.

Der Weg hoch war gut ausgebaut und es folgte eine Kurve auf die andere durch den Wald. Rechts und links der Serpentinenstrecke war ein Grünstreifen, auf dem Wildpflanzen wachsen, die von Schmetterlingen nur so umschwärmt wurden. Ließ man den Blick über das Grün schweifen, wimmelte es nur so vor Schmetterlingen, wunderbar!

Gegen 14.45 Uhr und insgesamt 24 km erreichten wir Undues de Lerda, dem heutigen Zielort unserer Mitpilgerinnen.

Petra und ich gönnten uns eine Stunde Pause und einen leckeren ensalada mixta, bevor wir die letzten 6 km antraten und Javier gegen 17.30 Uhr erreichten.

Das war zwar ein langer Wandertag, die heutigen 30 km hatten wir dennoch gut geschafft, nur die Füße brennen etwas.