Montag, 17. Juni 2019

Mit der Transsib nach Jekaterinenburg

Nach einer wieder kurzen Nacht holt Daniel uns um 6.30 Uhr für die Fahrt zum Bahnhof Kungur am Hotel ab.

Der Zug Nr. 100
ist pünktlich und die Schaffnerin kontrolliert die Fahrscheine und Pässe der Passagiere. Plötzlich muss alles schnell gehen und alle Fahrgäste werden in den Zug gedrängt ohne abschließende Fahrkartenkontrolle.

Wir beziehen unser Viererabteil und verstauen die Koffer unter den Sitzen, die gleichzeitig als Liegeplatz dienen.

Jetzt ist erstmal Frühstückszeit. Am Samowar 
zapfen wir heißes Wasser für den ersten Kaffee, den wir mit dem spärlichen Brot des Lunchpakets genießen.

Bald kommt die Schaffnerin und kontrolliert die restlichen Fahrscheine. Vorher hat eine andere Mitarbeiterin Pakete mit Bettwäsche und Handtüchern verteilt, die wir für die kurze Fahrt allerdings nicht benötigen.

Die bewaldete Landschaft zieht an uns vorbei und gelegentlich tauchen kleine Dörfer auf, dann ist auch meist ein Mobilfunknetz verfügbar.

Der Zug fährt ruhig, nur wenig ratternd und eher langsam auf den breiten Gleisen. Die Geschwindigkeit liegt bei rund 70 km/h.

Zwischendurch besorge ich bei der Schaffnerin Tee und Kaffee zum kleinen Preis, der in schmucken Gläsern angeboten wird.


Irgendwann läuft eine Servicemitarbeiterin über den Gang und trägt ein Tablett mit duftendem Gebäck vor sich her. Ich spreche sie an und wir kaufen Hefegebäcktaschen für je 50 Rubel. Die leckeren Dinger sind mit Stampfkartoffeln gefüllt und mit Dill gewürzt.


Unser heutiges Hotel Marina Park liegt gegenüber des Bahnhofs und wir erhalten ein kostenloses Upgrade vom Standardzimmer auf eine höhere Kategorie. Aus dem 7. Stockwerk haben wir gute Aussicht auf die Stadt.

Um 13 Uhr holt uns ein Fahrer für einen Ausflug ab.
Vorher noch schnell Lunch im angeschlossenen Restaurant, wieder zu günstigen Preisen leckeres Essen.

Zunächst besuchen wir mit Maria, unserem heutigen Guide, das Denkmal zur Erinnerung an die ermordeten Stalin-Opfer. Am Eingang der Anlage ist eine Trauermaske dargestellt:

Im Hintergrund des Fotos sieht man große Gedenktafeln mit den Namen der hier ermordeten 18.000 Menschen.

Bei unserem fünfstündigen deutschsprachigen Ausflug fahren wir mit einem Neun-Sitzer nebst Fahrer und Maria zu dem Obelisken, der die Grenze zwischen Europa und Asien an dieser Stelle markiert - nicht besonders spektakulär.




Gleich nebenan im Wald zeigte Maria uns einen Bereich, der mir vielen bunten Bändern geschmückt ist, was auf diese asiatische Tradition hinweisen soll, die inzwischen auch in Russland populär geworden ist, insbesondere bei Brautpaaren. Man bindet ein Band um einen Baumstamm und verschließt es mit einer Schleife - das bringt Glück.

Die Fahrt führt uns weiter zu dem Wald 
`Gánina Jama`, wo die sterblichen Überreste der Zarenfamilie verscharrt waren. Zar Nikolai, seine Frau Aleksandra und deren fünf Kinder wurden im Keller eines Hauses erschossen und deren Leichen an dieser Stelle im Wald in einen Bergwerksschacht geworfen. Wir besuchen die angeschlossene Klosteranlage, in der sich sieben Kirchen befinden. Zu ehren eines jeden Zarenfamilienmitglieds eine Kirche.


Wir fahren zurück nach Jekaterinenburg, um die Stadt zu besichtigen.
Maria zeigt und erläutert uns ausführlich die "https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kathedrale_auf_dem_Blut, die zu Ehren der ermordeten letzten Zarenfamilie vom Jahr 2000 bis 2003 errichtet wurde, und zwar genau an der Stelle, an der das Haus Stand, in dessen Keller sie erschossen wurden. 


In der orthodoxen Kirche wird die letzte Zarenfamilie als Heilige verehrt.

Abschließend führt Maria durch die Altstadt, die nicht so aussieht, wie sie genannt wird, und gibt wieder vielfältige interessante Informationen.


Nach dem leckeren Buffet zum Abendessen im Hotelrestaurant zum Preis von je 600 Rubel noch ein Pico in der Hotelbar.