Sonntag, 16. Juni 2019

Beiendruckend und bedrückend -

Nach dem Frühstück beginnt um 10.00 Uhr unser heutiger Ausflug.

Unsere Gruppe hat heute morgen Zuwachs bekommen. Beim Frühstück kommen Ingrid, Hermann und Achim dazu. Sie sind bereits einige Tage vor uns losgeflogen und heute morgen mit der Transsib in Kungur angekommen. Hier im Hotel konnten sie sich kurz frisch machen und frühstücken. Ab hier reisen wir nun gemeinsam.

Hermann und Ingrid kenne ich schon seit vielen Jahren. Wie waren schon gemeinsam auf dem Camino der Santiago und mit Hermann pilger ich alljährlich zum Grab des Hl. Matthias nach Trier. Hermann ist gleichzeitig der Initiator und Planer unserer Reise, der mit dem Reisebüro Knop die Route ausgetüftelt hat.

Unser gestriger Fahrer Daniel holt uns am Hotel ab und wir fahren zum Gulag Museum `Perm-36`, dem einzigen seiner Art in Russland, das wir nach 170 km und 2,5 stündiger Fahrt erreichen.

Der englischsprachige Guide erzählt eindrucksvoll die Geschichte des Lagers und der Gulags. Sehr beeindruckend aber insbesondere bedrückend!!
Es handelt sich um Straf- und Arbeitslager mit einer sehr leidvollen Vergangenheit, das noch bis zum Jahr 1988 genutzt wurde. Es sind viele Parallelen zu unserer beschämenden Geschichte erkennbar, allerdings mit dem elementaren Unterschied, dass bei uns die Deportierung mit dem Ziel der Massenvernichtung erfolgte.



Die Fahrt verläuft durch das schöne 
Mittelgebirge des Urals mit saftig grünen Hügeln vorbei an vielen kleinen Dörfern und Siedlungen.
Die Landtrasse verläuft weitgehend geradeaus und ist mit abertausenden Schlaglöcher gespickt. Rundherum grünt und blüht die Natur. Häufig sehen wir blaue Lupinen,  viele wild wachsende Rapsbüschel am Straßenrand und weiß blühende Schafgarbe. Die Landschaft wechselt von Wald auf offene Grasflächen und gelegentlich Getreidefelder und manchmal  Frauen, die an der Straße ihr selbst angebautes Gemüse verkaufen  - aber auch ein kleines Ölfeld ist zu sehen.





Nach einem Mittagessen in einem kleinen Strassenkaffee


geht die Fahrt zurück nach Kungur und weiter zu dem wunderschönen, mitten in der grünen Hügellandschaft des Ural auf einem Berg thronende 
Kloster Belagorsk (Weißer Berg). Schon von weitem glitzern die goldenen Kuppeln der 420 m über NN thronenden Klosterkirche – ein märchenhafter weißer Prachtbau mitten in der Natur.
Früher lebten hier 100 Mönche und zahlreiche Helfer, heute sind es 10 Mönche und viele Arbeiter, die die Klostergebäude instand setzen.


Weiter geht die Fahrt zu dem Dorf Kolpaschniki, wo wir nach einem langen Tag mit 400 km Fahrt gegen 20 Uhr ankommen.

Dass es heute mit geschätzten 12 Grad ziemlich kühl war, hatte bei den heutigen vielen Stunden Autofahrt Vorteile.

Wir übernachten in dem zur Dorfkirche gehörenden Pilgerhaus (spartanisch-einfach mit Plumsklo und Banja) - soweit der Plan.

Nachdem die doch eher grimmig wirkende Nonne uns im 1. OG die Zimmer gezeigt hatte, mussten wir feststellen, dass nur ein dreier und ein vierer Zimmer verfügbar waren, von den gebuchten Doppelzimmern ist nichts frei.


Nach einer kurzen Abstimmung unter uns sieben Reisenden, entscheiden sich die Frauen für das dreier und die Männer für das vierer Zimmer.

Dann kam aber etwas Unmut bei den Frauen auf und nach kurzer Absprache entschließen wir uns, Daniel, unseren Fahrer, zu bitten, in Kungur für uns Hotelzimmer zu organisieren, was nach etlichen Telefonaten letztlich klappte.

Im Speisesaal der Herberge war zwischenzeitlich das Abendessen bereitgestellt worden: Suppe mit Nudeleinlage, Brot, zwei Salate und herzhaftes Gebäck - alles sehr lecker. Zum Nachtisch schließlich noch Butterkekse und Tee.


Dann brechen wir zur letzten Fahrt für heute auf zurück nach Kungur in das gestrige Hotel Iren, in dem wir die gleichen Zimmer wie gestern und ein Lunchpaket für das Frühstück erhalten für günstige 2600 Rubel.

Das es inzwischen schon kurz vor 22 Uhr ist, hat das Hotelrestaurant geschlossen und wir besorgen uns im nahen Supermarkt leckere Kaltgetränke und beschließen den Abend in gemütlicher Runde in einer kleinen "Lounge" auf dem Flur bei netten Gesprächen und guter Stimmung.