Samstag, 22. Juni 2019

In der Transsib von Krasnojarsk nach Irkutsk

Nach dem wir gestern Abend gegen 20 Uhr im Hotel Ogni Jenissei, in dem wir in der vorletzten Nacht übernachtet haben, unser Gepäck deponiert haben, gehen wir erneut zu dem uns bereits bekannten Restaurant "Peoples" zum Abendessen.
Die Kellnerin spricht sehr gut Englisch, was uns sehr entgegen kommt. Wir haben viel Zeit, das ausgesprochen leckere Essen zu genießen, da wir erst um Mitternacht am Hotel für den Transfer zum Bahnhof abgeholt werden.

Bahnhof von Krasnojarsk um Mitternacht

Der Fahrer mit seinem modernen Kleinbus ist pünktlich, und nachdem wir die Sicherheitsschleuse im Bahnhof passiert haben, wird unser Zug Nr. 100 über die Lautsprecher schon angekündigt. Dieser bedient die Strecke von Moskau nach Vladiwostok, im fernen Osten der russischen Föderation.

Nach dem obligatorischen Check der Fahrkarten durch die für unseren Waggon zuständige Schaffnerin beziehen wir unser vierer Abteil, das wird zur Alleinbenutzung gebucht haben. Pünktlich um 00.56 Uhr rollt der Zug los und nach einiger Zeit verteilt die Schaffnerin Pakete mit Bettwäsche und einem Handtuch sowie ein Packetchen mit dünnen  Schläppchen, Zahnbürste und Zahnpasta.


Wir können uns nun zur Nachtruhe begeben und schlafen bei geratter und Fahrgeräuschen gar nicht mal schlecht.

Immer wieder passieren wir kleinere und größere Ortschaften, deren Häuser in der hier typischen Holzbauweise errichtet sind - aber auch kleine und große Städte, deren Namen ich zuvor noch nie gehört habe, mit Industrieanlagen.


Die Grundstücke mit ihren teils großen Selbstversorger Gärten sind mit Lattenzäunen umfriedet. Oft sind die Dächer blau gestrichen, meist wenn es sich um Wellblech handelt.

Das Leben der Menschen scheint sehr einfach und bescheiden zu sein. Allerdings ist in den meisten auch kleineren Ortschaften Mobilfunknetz, oft im 4G Standard,  vorhanden. Da ist Russland uns voraus. Allerdings liegen die Ortschaften weit auseinander, so dass man immer wieder über längere Abschnitte kein Netz erreicht.


Bei vielen Ortschaften sind Sägewerke zu sehen - nicht verwunderlich bei diesem endlos scheinenden Wald hier. Auch ist selbstverständlich neben jedem Haus ein riesiger Stapel mit Brennholz.

Wir sind inzwischen schon weiter östlich angelangt und haben die nächste Zeitzone erreicht. Die Differenz zur MESZ beträgt 6 Stunden. Dabei haben wir etliche verschiedene Landschaften mit Bächen, Seen und Flüssen, Urwälder aus Lärchen und Birken sowie Kulturlandschaft durchquert und nebenbei rund 1.000 km zurück gelegt und weitgehend unberührter Natur. Die hat aber auch einige erkennbare Narben in Form von wildem Müll in der Nähe der Dörfer. Nach den rauchenden langen Kaminen bei den Städten zu urteilen, wird dort Müll verbrannt. Der dunkle, schwarze Rauch lässt vermuten, das auch hier wie in Europa hohe Umweltschutz-Standards gelten ;-)


Schon am Morgen kam eine Servicemitarbeiterin vorbei, um sich zu erkundigen, wie wir unser Abendessen zu uns nehmen wollen. Auf diese Frage waren wir von unserer Reiseveranstalterin  vorbereitet worden und gaben im feinsten Google-Translator-Russisch zur Antwort "um 18 Uhr im Speisewagen". Das dürfte zeitlich gut passen, da wir erst um 20.31 Uhr in Irkutsk ankommen.

Die Datenkrake ist übrigens uns und auch den russischen Gesprächspartnern eine echte Hilfe bei der Kommunikation.


Tagsüber hatten wir zwei längere Aufenthalte von je 20 bis 30 Minuten, die wir an der frischen Luft bei herrlichem Sonnenschein nutzen. Auf den Bahnhöfen werden von den Reisenden die Kioske und Verkaufsstände gestürmt, um sich mit Getränken und Nahrungsmittel preiswert zu versorgen.


Die meisten Mitreisenden bereiten sich ihren Tee und Kaffee selbst zu, ebenso Tütchensuppen oder ähnliches. Auf dieses uns doch unbekannte Flair der Transsib waren wir vorbereitet und taten es den Einheimischen gleich. Der Samowar, der in jedem Waggon vorhanden ist, liefert dazu unentwegt das nötige heiße Wasser. Hier kann man es gut aushalten!


Inzwischen ist nicht nur die Nacht sondern auch der Tag in der Transsib verstrichen, und wir suchen den Speisewagen auf. Vorher noch kurz die Bettwäsche von den Liegen abziehen, aufräumen und zusammenpacken, um auf die Ankunft in Irkutsk nach dem Abendessen vorbereitet zu sein.

Das Bordrestaurant ist schlicht gehalten und die Bedienung klappt einen Sitz hoch, um darunter für jeden zweit Schachteln hervorzukramen, in denen sich ein Fläschchen Wasser, Kekse, Plastikbesteck usw. befindet. Anschließend wird eine Vorspeise aus Reis, Möhren und Hähnchenragout serviert gefolgt von Buchweizen mit Frikadelle. Letzteres schmeckt "bahntypisch".




Nach über 1.000 km Fahrt auf die Minute pünktlich sind wir in Irkutsk ankommen und werden von einem Fahrer zum Hotel chauffiert.