Donnerstag, 27. Juni 2019

Lamakloster und Altgläubigendorf

Um 9 Uhr werden wir von der Reiseleiterin Elena abgeholt zu einem Ausflug zum Lamakloster Ivolginsk https://de.m.wikipedia.org/wiki/Iwolginski_Dazan.

Auf der Fahrt erklärt Elena viel zur Geschichte der Region und der lokalen Religionsgemeinschaften, u. a. dass der Buddhismus keine Religion sondern eine Philosophie sei.

Das Kloster ist eine große Anlage, die als Dorf angelegt ist, eine Vielzahl an Tempel enthält sowie eine Universität, an der der Buddhismus gelehrt wird mit den fünf Fakultäten Medizin, Astrologie, Philosophie, Tantristik und buddhistische Kunst.



Das buddhistische Kloster beheimatet den quasi lebenden Leichnam des 1927 verschiedenen Itigelow. Es handelt sich um eine Art Mumie, die nicht verwest mit Hirntätigkeit und Blutdruck. Ein Phänomen, das wissenschaftliche nicht erklärbar ist. Itigelow wird daher als Heiliger verehrt.
Es gibt eben Geheimnisse zwischen Himmel und Erde, die nicht erklärbar sind.

In einer Jurte auf dem Klostergelände ist für uns ein authentisches burjatisches Essen vorbereitet. Serviert werden eine Suppe, Buuds, Krautsalat und Tee nach einem Rezept des Lama aus grünem Tee mit Rhododendron und Milch, sehr mild und lecker.
Der Nachtisch, eine Keks, wurde nach einem alten Familienrezept der mongolischen Gastgeberin gebacken.



Anschließend fahren wir zu dem Dorf Tarbagatai (Murmeltier),  75 km östlich vom Lamakloster gelegen, in dem sogenannte Altgläubige https://de.m.wikipedia.org/wiki/Altgl%C3%A4ubige_in_Russland leben. Ab etwa 1666 trennten sich die Altgläubigen von der russischen orthodoxen Großkirche. Als sie verfolgt wurden, siedelten sie sich vor allem in den Randbereichen des russischen Imperiums an, so z. B. in Sibirien. Sie trinken grundsätzlich keinen Alkohol oder Kaffee und rauchen nicht. 

Nach unserer Ankunft besuchen wir zunächst ein Museum.
Es ist eher eine private Sammlung aller möglichen alter Gebrauchsgegenstände, die der Pastor mit seinem Sohn im Laufe der Jahre zusammen getragen hat. Darunter aber auch Mammutzähne und Schädel von Fellnashörnern.


Auf einer Empore mit weiteren Exponaten steht auch ein schlichter aus einem breiten Baum gesägter Sarg. Hintergrund ist, das hier jeder verheiratete Mann bis spätestens zum Alter von 25 Jahren einen Sarg für sich und seine Frau vorbereiten muss.

Jelena führt uns sodann in die gegenüber liegende Kirche, die voller schöner Ikonen ist.

Nach dem Mittagessen fahren wir in das Dorf Nadejeno (Hoffnung) und besuchen eine Altgläubigen-Familie.
"Gute Gäste bringen Regen mit", so begrüßte uns die Gastgeberin Dunja, nachdem wir mit traditionellem Gesang unter Begleitung einer Quetch empfangen wurden. Dabei wird frisch gebackenes Brot mit Salz gereicht.


Es regnet tatsächlich etwas und die Menschen sind sehr froh darüber, da es die letzten drei Jahre fast nicht geregnet hat und im Winter auch kein Schnee gefallen ist.


In dieser Gegend ist alles noch ursprünglich und stark von Traditionen geprägt, die nach meinem Eindruck einerseits die Menschen durch das sicherlich nicht einfache Leben tragen und Halt geben, andererseits aber auch nach unserem Verständnis sehr einengen.


Nach einer kurzen Vorstellungsrunde erzählt Dunja über das einfache Leben in Sibirien und manches erinnert mich an die Erzählungen der alten Leute in unserer Heimat. Es gibt viele Entsprechungen.


Anschließend werden wir zum Abendbrot eingeladen. Alles ist selbstverständlich selbst gemacht und im Garten selbst angebaut oder in Feld und Wald gesammelt und konserviert. Milch und Käse kommen von den eigenen Kühen.
Statt Wasserleitung hat man einen Brunnen und statt Kanalisation ein Steh-Plumpsklo.





Vor dem Abendbrot wird uns eindrucksvoll das Prozedere einer Hochzeit demonstriert unter Beteiligung von Mitreisenden. Die Mädchen müssen ab dem 17. Lebensjahr verheiratet werden. Mädchen, die mit 21 noch nicht verheiratet sind, dürfen die Kirche nicht mehr besuchen.

Der Bräutigam geht mit seinen Eltern zu den Eltern der Braut und beide Seiten Preisen gegenseitig ihre Kinder an. Wenn die Brauteltern einverstanden sind, wird im nächsten Herbst geheiratet.  Das Hochzeitsfest dauert drei Tage und folgt bestimmten Regeln. Dabei wird zwischen den beiden Elternhäusern mehrmals gewechselt.

Nach 40 Minuten Fahrt hat uns die moderne neonbeleuchtete große Stadt zurück ...