Montag, 19. September 2016

Faszinierende Steinwüste

Gestern, auf der Schotterpiste nach Büllsport, hatte ich mich gefragt, warum die Menschen wohl hier in dieser öden Steinwüste leben und sich nicht ein schöneres, bequemeres und angenehmeres Plätzchen auf dieser Erde aussuchen. Heute habe ich die Anwort gefunden: Für sie gibt es kein schöneres! Und ich weiß jetzt auch weshalb; man muss einfach nur genau, manchmal ganz genau, hinsehen. Das habe ich heute ganz bewusst getan, und trotz der Unmenge eine Steinen, Geröll und Staub die Schönheit und Faszination einer Steinwüste kennengelernt.

Erstaunlich, wieviel Leben es hier gibt!

Diese Erfahrung konnten wir auf einer Tour in die nahen Naukluft-Berge machen. Wir hatten uns gestern für die angebotene Wanderung durch die Köcherbaumschlucht angemeldet, die heute Morgen um 8 Uhr startete.

Mit einem Geländewagen wurden wir zum Startpunkt in die Berge gefahren.

Auf der Fahrt dorthin zeigte uns David, unserer Fahrer, schon nahe bei der Farm die ersten Hartmann Bergzebras. Eine kleine Gruppe von 2 Tieren war hoch oben am Berghang zu erkennen.



Die Farm Büllsport ist für deutsche Verhältnisse riesig. Sie umfasst ca. 10.000 Hektar Land. Oben auf einem Berggipfel hat man eine schönen Überblick über einen Teil der Farm. Sie reicht fast so weit das Auge reicht:

Bis vor Jahren wurden auf der Farm noch 600 Rinder gehalten, heute nur noch 50 mangels Regen und damit Futter.

Die abenteuerliche Fahrt führt uns zunächst am Fuß des Berges entlang durch unendlich viel Geröll. Dazwischen verdorrt wirkende Sträuche und ebenso verdorrt wirkende kleine Bäume. Beim genauen Hinsehen erkennt man zarte grüne Blättchen. Die Bäume leben, obwohl es hier seit 4 Jahren kaum geregnet hat, und, da hier nun der Frühling beginnt, treiben sie Blattwerk. Etliche weiße Akazienbäumchen treiben bauschige Blütchen, das hätte ich so nicht erwartet!

Weiter hoch wird die Fahrspur immer abenteuerlicher, und der Fahrer muss dabei manchem Steinbrocken ausweichen. Gelegentlich haben wir Glück, und sehen noch etliche Bergzebras, zwei Springböcke, Paviane und Perlhühner.


Nach zwei Stunden Fahrt im offenen Geländwagen sind wir am Startpunkt der Wanderung im Naukluftgebirge angekommen. Der Fahrer zeigt auf den schmalen Pfad, auf dem wir nun abwärts gut 3 Stunden zum Pick-Up-Point wandern können, immer den gelben Pfeilen nach, wie auf dem Camino de Santiago.


Der Pfad führt erst ziemlich steil abwärts und lässt sich stellenweise nicht besonders gut gehen, man muss schon trittsicher sein.

Die Hänge sind voller Geröll und kleiner Sträucher, und Wildspuren sieht man an vielen Stellen. Auch die Fußabdrücke eines Leoparden, den wir aber leider nicht zu Gesicht bekommen werden, da er zu scheu ist und für ihn genug leckeres Wild vorhanden ist. Das war an den unterwegs gesehenen  drei Kadavern gerissener Zebras gut erkennbar. 

Im langezogenen Tal, dem wir folgen werden, angekommen, erkennen wir auf einem Felsen ein Murmeltier. Einige hundert Meter weiter wird es immer grüner und bald sehen wir einen kleinen Bach, der hier entspringt. Ihm werden wird weiter folgen bis ins Tal, wo er im Erdreich versickert.


Die Hänge rechts und links sind voller grüner Pflanzen. Meist Sträucher, kleinere Bäume und reichlich Köcherbäume, von denen viele vertrockent aussehen.


Am Ende des Tales stehen dann einige große Bäume. Bei genauerem Hinsehen erkennen wir, dass sie reichlich Früchte treiben: Feigen. Es handelt sich um wilde Feigenbäume, die dank des kleines Rinnsals prächtig gedeihen.


Der Weg führt immer wieder den Hang hinauf und hinab zum Bach, je nachdem, wo man einen Pfad trammpeln konnte. An manchen steilen Stellen könnte man leicht abstürzen, wenn nicht Sicherungsgeländer oder Ketten angebracht wären.

Die Sonne brennt ganz ordentlich, und wir müssen zwischendurch unsere Sonnenschutzcreme auffrischen, um nicht zu verbrennen. Aber auch einige Trinkpausen sind wichtig. Unser Lunchpaket bittet dann irgendwann auch darum, verzehrt zu werden. Dem kommen wir gerne nach, finden aber kein schattiges Plätzchen. Daher stoppen wir am nächsten großen Köcherbaum, der auch ein wenige Schatten spendet.


Der kleine Bach sammelt sein Wasser in machen Senken, die eigentlich zum Baden einladen würden. Wir hatten aber gestern Abend gehört, dass das Wasser noch sehr kalt sei, und haben daher auf ein kühlendes Bad verzichtet, aber auch, weil sich Kobras gerne darin aufhalten, und das Wettschwimmen gegen eine Kobra verliert man immer!

Nach gut 3 Stunden Wanderung kamen wir schließlich am Treffpunkt an, wo vom Fahrer des Geländewagens ein kühles Kaltgetränk gereicht wurde.

Auf dem holprigen Weg Richtung Büllsport Farm sahen wir dann noch einen kreisenden Steinadler und sein Nest hoch oben am Felsen. Etwas weiter dann entdeckt Petra noch zwei Kudus, die schnell im nahen Gebüsch Deckung suchen.

Erstaunlich und kaum beschreibar, welches Leben diese karge Steinwüste hervorbringt - das begeistert und fasziniert zugleich. So langsam versteht man, weshalb die Menschen hier an diesem beeindruckenden Stückchen Erde hängen.